Rabenvögel und Tauben
Das Wohl aller Wildvögel liegt dem Verein Wildvogelrettung e.V. am Herzen, doch zwei Vogelgruppen sollen hier besonders hervorgehoben werden, da hier bei vielen Leuten immer noch Vorurteile herrschen: Rabenvögel und Tauben. Über keine andere Vogelgruppe existieren soviele Gerüchte und negative Meingungen und keine andere Vogelgruppe wird so sehr verfolgt und überall vertrieben. Der Verein sieht sich hier verpflichtet Aufklärungsarbeit zu leisten.
Rabenvögel:
Rabenvögel gehören zu den Singvögeln. Weltweit existieren ca. 110 Rabenvogelarten. In Deutschland heimisch sind Tannen- und Eichelhäher, Elster, Alpendohle und -Krähe, Dohle, Saat-, Raben- und Nebelkrähe sowie Kolkrabe.
Die Geselligkeit und das Sozialverhalten sind allen Rabenvögel gemein. Partnerschaften halten meist ein Leben lang. Sie haben außerdem eine hohe Auffassungsgabe und Intelligenzstufe. Aufgrund gezieltem Aufsammeln von Schnecken und Engerlingen sowie der Aasverwertung sind Rabenvögel sehr nützlich. Beim Nahrungserwerb setzen sie Werkzeuge und spezielle Techniken ein. Bei Elstern konnte nachgewiesen werden, dass sie sich selbst im Spiegel erkennen.
Aufgrund unfachgemäßer Berichterstattung und Mythen denken viele Menschen bei Rabenvögeln an schwarze unheilbringende Vögel. Keine wissenschaftliche Untersuchung konnte einen Nachweis für negative Auswirkungen von Rabenvögel auf die Singvögelpopulation belegen. Gerüchte über Angriffe auf Menschen oder andere Säugetiere wie Lämmer oder Rinder sind reine Horrorphantasie der Menschen. Berichten darüber mangelt es stets an Expertenaussagen und fundierten Wissen. Mit ihrem Schnabel ist es den Rabenvögel nicht möglich Haut aufzureißen; bei Aasverwertung sind Rabenvögel auf andere Tiere, die das tote Tier zerlegen, angewiesen.
Besonders den Saatkrähen wird von Menschenseite verstärkt nachgestellt. Saatkrähen sind Kolonienbrüter und treten bei Nahrungssuche in große Schwärmen auf. Aufgrund starker Nachstellung durch Jäger und Landwirte kam es im 19 Jahrhundert zur Schutzflucht in die Randgebiete der Großstädte und somit zu einer Verlagerung des Lebensraumes. Dieser Zustand hält bis heute an und wird fälschlicherweise als Übervermehrung interpretiert. Durch die landwirtschaftlichen Monokulturen und dem Einsatz von Chemikalien kommt es zur weiteren Einschränkung des Lebensraumes der Saatkrähe. Die Nahrung der Saatkrähe besteht zu 40% aus tierischen Oprganismen - überwiegend Regenwürmer, Larven, Engerlinge und Raupen – und 60 % pflanzlichen Stoffen wie reifen Samen. Kleinsäuger und Eier stellen nur 3 % der Nahrung dar.
In der Nähe von Schafsherden halten sich die Saatkrähen gerne auf, da hier viele Insekten vorhanden sind. Des Weiteren werden sie durch offene Futtertröge angelockt; aber auch Nachgeburten und tote Tiere werden von Saatkrähen „aufgeräumt“. Zusätzlich zur Bedrohung durch den Menschen wird der Bestand der Saatkrähen durch eine ausgeprägte Nestlings- und Jungtiersterblichkeit von bis zu 56% bedroht.
weitere Informationen:
"Rabenvögel sind besser als ihr Ruf"
"Krähen sind intelligente Werkzeugnutzer"
Rabenvögel sind schwer aufzuziehen und auszuwildern,
da sie aufgrund ihrer Intelligenz und Charms schnell zahm werden.
Wir sind auf dem Gebiet der Aufzucht und Auswilderung sehr erfolgreich, da wir die Tiere nicht alleine halten und sie sich so in ihrem Verhalten orientieren können und müssen. Selbst bei schwierigen Fälle aus privater Haltung, die keinerlei vogeltypisches Sozialverhalten hatten und nur auf den Menschen fixiert waren, konnten wir schon erfolgreich helfen.
Tauben:
Als Symbol für den Frieden und den heiligen Geist steht die Taube, im Märchen "Aschenputtel" als Boten der Wahrheit dargestellt, und für ihre ausgezeichnete Navigationsleistung wurde sie als „Sportgerät Brieftaube“ genutzt, doch viele bezeichnen sie als Flugratten und Überträger von Krankheiten.
Man muss sich erst mal fragen, warum es die sogenannten Stadttauben gibt? Die Antwort ist eben so einfach wie überraschend: Es sind Tauben von Taubenzüchtern, die entweder entflogen sind oder die einfach frei gelassen wurden oder aber Brieftauben, die aufgrund körperlicher Schwäche nicht mehr zu ihrem Schlag zurückkehrten, sowie deren Nachkommen. Sie sind im Grunde genommen, verwilderte Haustiere, die sich an ein Leben in der Stadt angepasst haben. Leider finden sie dort viel zu wenig und auch nicht das geeignete Futter. In Deutschland gibt es knapp 80.000 Brieftaubenzüchter, die ca. 10 Millionen Tiere halten. Die Verlustquote an Tieren bei Wettflügen wird mit etwa 30 % beziffert. Das „Problem“ Stadttauben ist von Menschenhand gemacht. Wenn man über Stadttauben schimpft, muss man genaugenommen über die Verursacher, nämlich die Taubenzüchter schimpfen. Den Brieftaubensport an sich, muss man ebenso kritisch hinterfragen. Warum fliegen Tauben 1000km zu ihrem Schlag zurück? Ganz einfach! Sie wurden von ihrem Lebenspartner und ihren Kindern getrennt und vermissen diese so schmerzlich, dass sie unbedingt zurück wollen, denn Tauben sind treue Lebenspartner und sehr fürsorgliche Eltern.
Ein spezielles Kapitel stellen Hochzeitstauben dar. Aufgrund ihres weißen Gefieders sind sie in der Wildnis nicht getarnt und werden schnell Opfer von Greifvögeln. Daher sollte jeder tierliebende Mensch auf diesen Brauch bei der Hochzeit verzichten.
Der Vorwurf, dass Taubenkot historische Sandsteindenkmäler zerstören würde, konnte durch eine wissenschaftliche Untersuchung entkräftet werden. Der Taubenkot hat einen pH-Wert im neutralen bis schwach sauren Bereich, d.h. er ist nicht ätzend. Es handelt sich somit allenfalls um ein ästhetisches Problem. Auch geht weder von den Tieren selbst noch vom Kot ein höheres Gesundheitsproblem aus hinsichtlich der Übertragung von Krankheiten als von anderen Lebewesen.
In einigen Städten werden die Tauben immer noch brutal verfolgt, vergiftet oder abgeschossen. Dies führt zu vielen qualvoll getöteten Tieren. Andere Städte konnten sich für einem Konzept der Bundesarbeitsgruppe Stadttauben (BAG Stadttauben, www.stadttauben.de) entschließen. Hierbei werden gezielt Taubenwohnungen (Taubentürme) errichtet, die Tiere werden dort betreut, gefüttert und die Vermehrung durch Hormonpräparatgabe - vergleichbar mit der Antibaby-Pille – oder Austausch der Eier gegen Ei-Attrappen kontrolliert. Ein solches Projekt wird auch von der Wildvogelrettung e.V. in Kaiserslautern betreut.